Das Reich Gottes in euch

■ Ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt uns, dass es in letzten Jahrhunderten nicht so selten eine Revolution oder einen Umsturz der politisch-gesellschaftlichen Ordnung gegeben hat. Dadurch kamen bisher oppositionelle oder verfolgte Kräfte an die Macht und gaben als Ziel ihrer Machtergreifung praktisch immer das Wohl der Menschen an. Man wollte ja die im betreffenden Land bisher vorherrschenden Ungerechtigkeiten beseitigen und die Schuldigen für die betreffende Unterjochung des Volkes eben auch der gerechten Strafe zuführen.
In der neuen Ordnung wollte man also eine gerechte Gesellschaft aufbauen, in welcher jeder zu seinen Rechten kommen und mehr als bisher an der staatlichen Macht partizipieren würde. Niemand geht nämlich hin und verkündet, er führe eine Revolution durch, um selbst die anderen beherrschen zu können. Nein, man gibt da immer hehre Ziele an, das Beste für die Menschen erreichen zu wollen.
Das betreffende Ergebnis solcher Umstürze ist aber weitestgehend immer dasselbe. Auf den Nenner gebracht: Die bisherigen Sklaven werden nun zu Herren, und die bisherigen Herren nun zu Sklaven! Die, die nun an die Macht kommen, tun denen, die in der neuen Machtstruktur unter ihnen stehen, in der Regel genau dasselbe an, was sie zuvor ihren eigenen Behauptungen zufolge selbst an großem Unrecht erlebt haben wollten.
Zwar wird hier und da manches besser – die neue „herrschende Klasse“ und die sie bedienende Klientel profitiert sehr wohl von der neuen Ordnung –, aber trotz vieler propagierter schöner Parolen ändert sich in der neuen politisch-gesellschaftlichen Ordnung in der Summe eigentlich kaum etwas. Oft genug werden da sogar noch schlimmere Grausamkeiten praktiziert, um zum Beispiel die „Klassenfeinde“ „auszurotten“ und der „gerechten Vernichtung“ zuzuführen. In manchen Bereichen der Gewaltausübung übertrifft man sogar die bisherigen „Peiniger“ um einiges. Man kann da nämlich lang Ausschau nach dem „Paradies auf Erden“ halten, welches die neue herrschende Klasse der Bevölkerung meistens versprochen hatte, und findet es eben nicht!
Denn summarisch kann man sagen: Wie vorher umgebracht worden ist, so werden Menschen auch weiterhin umgebracht; wie vorher gelogen worden ist, so wird auch weiterhin gelogen; wie andere Menschen vorher rücksichtslos manipuliert worden sind - zum Zweck der eigenen Bereicherung oder der Mehrung der eigenen Macht -, so geschieht das das auch weiter. Außer mancher Details und umgekehrter Vorzeichen der Beteiligten ändert sich da im Prinzip kaum etwas.
Denn leider bleibt der Mensch in seiner Grundstruktur soweit immer derselbe, ob das nämlich seine Denkweise und Mentalität angeht oder ob das seine sittlichen Schwächen und die Anfälligkeit für Versuchungen betrifft. Obwohl Adam und Eva im Paradies noch nicht an den Folgen der Erbsünde gelitten hatten, schmeichelte ihnen die Vorstellung, sie seien wie Gott, und entschieden sich im Stolz zur Sünde des Ungehorsams. Und was sollen da alle anderen sagen, die dann sehr wohl die Last der Erbsünde und somit auch der menschlichen Versuchbarkeit auf ihren Schultern spüren müssen?
Gerade die zwei großen und einschneidenden gesellschaftlich-politischen Umstürze der Neuzeit bieten uns dafür ein erschreckend deutliches Anschauungsbeispiel: die Französische Revolution Ende des 18. Jahrhunderts und die Oktoberrevolution 1917 in Russland. Da hat man auch das Beste des Menschen proklamiert, dass nämlich die unterdrückten Bevölkerungsschichten nun endlich aufatmen und zu ihren Rechten kommen könnten. In Frankreich hieß ja die Schlagwort-Parole: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“. Und in der Sowjetunion dann: „Alle Macht dem Volk“!
Was dagegen passiert ist, ist die Steigerung der Bosheit und der Menschenverachtung! Denn die Auswüchse an Grausamkeit, welche diese beiden „Revolutionen“ begleitet haben, sind praktisch zu Synonymen dieser gesellschaftlichen Umstürze geworden. Es stockt uns der Atem, wenn man vernimmt, wie wenig da ein Menschenleben gekostet hat und wie leicht man es bei „Klassenfeinden“ auslöschen konnte. Bisweilen sind die Menschen schlimmer als Tiere behandelt worden. Man berichte hier lieber nicht, was die Revolutionäre in Frankreich z.B. aus der Haut der getöteten Gegner haben herstellen lassen. Und in Bezug auf die UdSSR sei nur das Stichwort „Gulag“, „Arbeitslager“ und „Sibirien“ genannt.
Unsere heutige westlich-liberale Gesellschaftselite gibt ja auch voll Stolz an, an neuen Gesellschaftsstrukturen und an einem neuen Menschheitsbewusstsein zu arbeiten. Dafür müssten halt viele überkommene Vorstellungen und Prinzipien zerstört bzw. umgewandelt werden. Es solle ja ein neuer und wirklich freier Mensch geschaffen werden – so jedenfalls die offiziellen Behauptungen.
Was erleben wir aber praktisch? Ernsthafte und von ideologischer Verblendung geleitete Bemühungen, die Familie als gesündeste Keimzelle einer jeden Gesellschaft zu vernichten, bestimmten Menschengruppen in menschenverachtender Weise das Recht auf Leben abzusprechen (Kindern im Mutterleib), Kinder und Jugendliche mit heftigsten Irritationen bezüglich ihrer geschlechtlichen Identität zu überladen und so stark zu verunsichern usw. Wirklich ein „Fortschritt“!
Und nun kurz zur „Freiheit“. Im Zusammenhang mit dem Thema „Corona-Virus“ können wir ja gegenwärtig gut beobachten, wie mit inkompetenter Unsachlichkeit bei der Berichterstattung, mit offenkundiger Ignoranz bezüglich der realen Sachlage, mit frechen Falschdarstellungen und arroganten Lügen („fake-news“) massivste Manipulationen der Bevölkerung seitens der herrschenden Eliten stattfinden. Im Namen einer angeblichen „Sorge um die Gesundheit der Menschen“ sollen große Menschenmassen notfalls auch zwangsweise unausgereiften Impfungen zugeführt werden, ohne dabei über die betreffenden Nebenwirkungen überhaupt ernsthaft reden zu wollen, obwohl diese oft genug erfahrungsmäßig-nachweislich der menschlichen Gesundheit mehr Schaden bringen als Nutzen. Schöne „Humanität“ und „Freiheit“ – ein wirklicher gesellschaftlichen „Fortschritt“.
■ Das Christentum bricht in der Frage nach der weltlichen Herrschaft komplett mit den betreffenden Vorstellungen des Judentums. In breiten Schichten des jüdischen Volkes war ja die Erwartung eines politischen Messias verbreitet. Dieser würde kommen und Israel als ein äußeres Reich wiederherstellen, wobei da vor allem auch die Besatzungsmacht des heidnischen Römischen Imperiums aus dem Land vertrieben werden müsste. Dann würden die Juden endlich wieder Herren im eigenen Land sein, welches vordergründig in seiner politisch-militärischen Stärke gesehen wurde. Dieses wieder zu errichtende politisch-gesellschaftliche Gebilde wurde von vielen Juden als das Reich Israels und somit sehr wohl auch als das Reich Gottes angesehen.
Jesus Christus besaß und vertrat da aber eine ganz andere Vorstellung vom Reich Gottes! So bekannte Er ja beim ersten Verhör vor Pilatus: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt. … Nun ist aber Mein Reich nicht von hier.“ (Joh 18,36.) Dieses Reich kommt also nicht als sichtbare irdische Macht: „Das Reich Gottes kommt nicht in sichtbarer Weise. Man kann auch nicht sagen: Hier ist es oder dort. Denn seht, das Reich Gottes ist unter euch.“ (Lk 17,20f.) Also kann das Reich Gottes nach Jesus nur in uns sein!
Daher geht es Ihm nicht allein darum, die äußeren Lebensumstände der Menschen positiv zu beeinflussen. Steht ja schon jetzt im Grundgesetz vieler Länder, dass die Würde des Menschen unantastbar sei und jeder Staatsbürger gerecht behandelt werden müsse. Dennoch ist die konkrete Realität immer noch sehr weit davon entfernt, als ideal bezeichnet zu werden.
Denn das größte Problem dabei ist der Mensch selbst, mit seinen sittlichen Schwächen – Stolz, Neid, Missgunst, Verlogenheit, Machtstreben, Besitz- und Geldgier –, wegen welcher er ja relativ leicht und schnell den betreffenden Versuchungen nachgibt. Daran scheiterte dann u.a. auch der sowjetische Kommunismus kläglich, der zwar von der Idee her eine gerechte und perfekte Welt schaffen wollte, wo es dann bei dem „neuen Menschen“ nebenbei auch keinen Gott mehr bräuchte. Das ganze Vorhaben erwies sich aber deswegen als eine naive Ilusion, weil man da den Faktor des in Versuchung verhafteten und in Sünde verstrickten Menschen nicht gebührend berücksichtigte.
Daher bestand und besteht das betreffende fundamentale Postulat Jesu darin, dass zuallererst und zuvörderst der Mensch selbst innerlich verändert und in Entsprechung zum Willen Gottes geistig erneuert werden soll! Und erst nachdem der Mensch so gewissermaßen geistig wiedergeboren würde, werde er auch in seinem äußeren Handeln mehr Gerechtigkeit üben können. Darin gründet nach der Lehre Jesu ja auch der zentrale Gedanke bzw. die für die Christliche Offenbarungsreligion essentielle Forderung der Erlösung des Menschen, welcher Er sich ja primär gewidmet hat bei Seiner Menschwerdung!
So führt Jesus dann auch im Gespräch mit Nikodemus aus: „Wahrlich, wahrlich, Ich sage dir: Wenn jemand nicht wiedergeboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht schauen“ (Joh 3,3). Nikodemus verstand diese Worte nicht und Jesus musste präzisieren: „Wahrlich, wahrlich: Ich sage dir: Wenn jemand nicht wiedergeboren wird aus Wasser und Heiligem Geist, so kann er in das Reich Gottes nicht eingehen. Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch; was aber aus dem Geist geboren ist, ist Geist.“ (Joh 3,5f.) Durch die betreffende wiederholte und geradezu feierlich anmutende Einleitung „Wahrlich, wahrlich, Ich sage dir“ unterstreicht Jesus noch weiter die Wichtigkeit der jeweiligen Aussageinhalte.
Also fordert Jesus die Wiedergeburt „aus Wasser und Heiligem Geist“. Mit dem Verweis auf das „Wasser“ unterstreicht Er nach dem Verständnis der kirchlichen Tradition die zentrale Bedeutung des Sakramentes der Taufe in diesem ganzen Prozess. Es ist ja die Gnade Gottes, die uns in der Taufe innerlich reinigt und so erst zur lebendigen Gemeinschaft mit Gott fähig macht! Denn grundsätzlich nur die, „die reinen Herzens sind, werden Gott schauen“ können (Mt 5,8); nur die, die vorher die Vergebung ihres Erbanteils an der Sünde Adams erlangt haben, mit welcher wir uns alle von Gott losgesagt hatten, werden in die Lage versetzt, an der beseligenden Gemeinschaft mit dem heiligen, starken und unsterblichen Gott teilzunehmen!
Auf die Reinigung von der Sünde als der Befreiung von etwas Schadhaftem muss dann logischerweise auch in positiver Hinsicht das Erfüllt-Werden mit dem „Heiligen Geist“ folgen. Denn erst dann, wenn wir uns innerlich umkrempeln und erneuern lassen, wenn wir den sittlichen Willen Gottes zu dem unsrigen machen und somit nach der konsequenten Durchbrechung der Logik des Irdischen und Weltlichen die Mentalitäts-“Frequenz“ unseres Geistes, Willens und Herzens auf die geistige „Frequenz“ Gottes um- und einstellen, werden wir in die Lage versetzt, das Reich Christi in uns aufzunehmen bzw. gewissermaßen auch selbst zu Seinem Reich zu werden!
Denn dann denken und wollen wir ja wie Er und können so das Reich Gottes wahrhaft „schauen“ bzw. in dieses im Sinne Jesu „eingehen“! Wir legen Schritt für Schritt bzw. im Maß unseres geistigen Fortschritts gewissermaßen das geistige Gewand der Unsterblichkeit an und streben nach Seiner Gerechtigkeit bzw. können erst dann in dieser Intention auch in dieser Welt geistig fruchtbar wirken. Denn erst wenn wir die betreffende positive innere Grundeinstellung erlangt haben, folgen ihr unsererseits auch entsprechende äußere Taten, mit welchen wir die Liebe Gottes in Jesus Christus bezeugen und Seinen Segen über andere ausbreiten können.
Konkret lässt sich dies sehr gut an der zentralen Forderung Jesu anschaulich machen. Wenn wir angesichts der am Kreuz in Seinem stellvertretenden Opfer offenbarten unbegreiflich-unendlichen Liebe Gottes in Jesus Christus z.B. Hass, Neid und Missgunst überwinden und eben anfangen, ebenfalls die betreffende Liebe Christi zu atmen und so dann Gott die Ehre geben und auch anderen Menschen in und mit dieser selbstlosen Liebe Jesu begegnen, dann lebt in uns der Heilige Geist und wir haben lebendigen Anteil am Reich Christi! „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“
„Wer in Christus ist, ist ein neues Geschöpf. Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ (2 Kor 5,17). „Wenn ihr mit Christus auferweckt seid, so sucht, was oben ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt. Trachtet nach dem, was oben ist, nicht nach dem, was irdisch ist. Ihr seid ja gestorben, euer Leben ist mit Christus in Gott verborgen.“ (Kol 3,1f.)
So muss es doch allen zu denken geben, dass und warum sich Jesus bezeichnenderweise nicht als Sozialarbeiter, Wunderheiler oder Förderer von politisch-gesellschaftlichen Umstürzen profiliert hatte, obwohl er dann im Sinn dieser Welt zahlreiche Anhängerschaft hätte finden und so richtig viel Erfolg hätte feiern können. Zwar hatte Er sehr wohl auch zahlreiche Wunder der Heilung der Menschen von ihren körperlichen Leiden gewirkt. Aber diese sollten keinesfalls für sich allein gesehen und genommen werden und dazu dienen, in Ihm etwa einen rein diesseitigen und somit etwa liberal-humanistisch angehauchten Weltverbesserer, Umweltschützer oder sogar Revoluzzer zu sehen. Nein, Er wollte dadurch die Augen der Menschen auf Seine Hauptmission lenken – sie nämlich hauptsächlich und letztendlich von der Sünde als ihrer eigentlichen Verwundung der Seele zu heilen und somit im authentisch christlichen Sinn zu erlösen!
So weigerte sich ja Jesus gerade nach der großen und viel Aufsehen erregenden Brotvermehrung mehrerer Tausend in der Wüste, zum weltlichen Herrscher ausgerufen zu werden: „Jesus erkannte, dass sie kommen und Ihn mit Gewalt zum König machen wollten. Darum zog Er sich wieder auf den Berg zurück, ganz allein.“ (Joh 6,15.)
Als dann vor Seiner Himmelfahrt sogar die Apostel fragten: „Herr, richtest Du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder auf?“ (Apg 1,6), hatten sie ja jene unvollkommene jüdische Messias-Erwartung im Sinn. In Seiner Antwort darauf lenkt Jesus ihre Aufmerksamkeit auf einen anderen Bereich, der sie hauptsächlich interessieren soll: „Euch kommt es nicht zu, Zeit und Stunde zu kennen, die der Vater in Seiner Macht festgesetzt hat. Ihr werdet vielmehr die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommt, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem, in ganz Judäa und Samaria, ja bis an die Grenzen der Erde.“ (Apg 1,6-8.)
Statt sich also mit der Frage nach dem irdischen Reich Gottes und auch dem Zeitpunkt des Endes der Welt zu beschäftigen, sollte unsere Aufmerksamkeit primär der uns von Ihm gestellten Aufgabe gelten, in Gedanken, mit Wort und Tat ein Bekenntnis von Seiner Heiligkeit, Güte, Gerechtigkeit und Liebe abzulegen! Nur so können wir nämlich zur Mehrung des Reiches Gottes in dieser Welt beitragen – in den Herzen der Menschen, die dann möglichst ebenfalls mit der gnadenhaften Liebe Christi, des Göttlichen Erlösers, erfüllt werden sollten!
Das soll die Kategorie unseres Denkens ausmachen, dass wir nämlich jeden Tag und jeden Augenblick vor dem Angesicht Gottes sind und leben. Und jeden Tag und jede Stunde können wir auf verschiedene Weise zu Ihm gerufen werden, um vor Ihm (ob in Zeit oder Ewigkeit) Rechenschaft für unser Tun und Lassen abzulegen. Das soll der geistige Maßstab unserer Gedanken und der Bereich eures Wirkens sein.
Das Reich Christi in unseren Herzen statuiert und vermehrt sich nur im Maß der Fokussierung und Intensivierung unseres inneren Auges des Glaubens auf die Wahrheit, Gerechtigkeit und Liebe Jesu Christi. Wenn dann dieser Glaubenshaltung auch entsprechende Werke des Glaubens folgen, wie von Jesus gefordert, dann trägt das auch in äußerer Hinsicht zu mancherlei Linderung der Leiden der Menschen bei.
Die Volksweisheit sagt: Wenn alle Menschen die Zehn Gebote Gottes und die Vollkommenheitsideale des Evangeliums befolgen würden, gäbe es das Paradies auf Erden. Das Problem dabei besteht aber leider darin, dass bei weitem nicht alle Seine Liebe kennen und ihr folgen wollen. Ja nicht einmal unter den nominellen Christen ist die klare Bereitschaft anzutreffen, das eigene Leben konsequent nach den hehren Idealen des Evangeliums auszurichten.
Daher sind auch alle gesellschaftlich-politischen Konstrukte der Errichtung einer vollkommenen Welt hier auf Erden, zumal unter ausdrücklicher Ausschließung und Ablehnung Jesu Christi, wie selbstverständlich dem Untergang geweiht. Die einzige Hoffnung, da gewisse Verbesserungen zu erzielen, können eigentlich nur aus den aufrichtigen Bemühungen um die sog. Durchchristlichung unserer Gesellschaft entstehen – bei der Besinnung breiterer Volksschichten auf die Lehre und ihrer lebensmäßig-praktischen Zuwendung zum Namen und den sittlichen Ideale Jesu Christi. Zwar sind wir, katholische Christen, nicht automatisch heilig, sollen aber dennoch zu jeder Zeit und in jeder Lebenssituation nach Heiligkeit streben. Im Maß des betreffenden eigenen Wachstums in der Gnade Christi können wir dann auch diese Welt und die in ihr lebenden Menschen ein bisschen mit der Liebe Christi bereichern!
■ Umso tragischer ist in diesem Zusammenhang besonders das praktisch komplette missionarische Versagen der offiziellen angeblich katholischen „Konzilskirche“ zu bezeichnen. Anstatt den Menschen, „die da sitzen in Finsternis und Todesschatten“ (Lk 1,79), den Namen Jesu Christi, des Göttlichen Erlösers, in Entsprechung zum eindeutigen Missionsbefehl Jesu Christi an Seine Apostel zu predigen (vgl. Mt 28,18-20), setzte sie jegliche ernsthafte christliche Missionsbemühungen im Sinne der christlichen Glaubensvermittlung und der Anleitung der Menschen zur Bekehrung zu Christus und zur Annahme des Sakramentes der Taufe im Namen des Dreifaltigen Gottes praktisch gänzlich aus.
Nach dem jetzigen „Papst“ dieser zwar zahlenmäßig sehr großen aber inhaltlich weitestgehend überzeugungs- und prinzipienlosen Sekte stelle jede ernsthafte und in sachlich aufklärender Weise praktizierte Bemühung eines katholischen Christen um die Zuwendung der Nicht-Christen zum Glauben an Jesus Christus sogar einen höchst verurteilungswerten „Proselytismus“ dar (vgl. „Beiträge“/150, S. 9-15). Gerade diese komplette Umdrehung von Gut und Böse fällt hier als erschreckend auf und offenbart, dass es den betreffenden Herrschaften um alles andere als um die Wahrheit Christi geht.
Statt die Menschen über alle berechtigten und oft sogar sehr notwendigen Bemühungen um die Besserung ihrer äußeren sozialen, gesundheitlichen und sonstigen Lebensumstände hinaus unbedingt auch noch mit dem Licht und der Gnade Christi bereichern zu wollen, versagen sie ihnen leichtfertig und sträflich die großartige Gnade Gottes, dass sie ebenfalls in Christus „das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh 10,10)!
Wenn von diesen Modernisten der Begriff „Mission“ auch mal in den Mund genommen werden sollte, dann praktisch immer im Sinn einer Sorge um die rein irdischen Belange der Menschen in wirtschaftlich ärmeren Ländern. Sicher muss man einem Hungrigen zuerst Brot geben, damit er überhaupt fähig ist, bei der Predigt über Christus zuzuhören. Aber wenn ausgerechnet eine Organisation, die den Anspruch erhebt, „christlich“, „katholisch“ und „Kirche“ zu sein, sich in ihren offiziellen Vertretern und Stellungnahmen bewusst weigert, den Nicht-Christen auch das Licht des Evangeliums und die Gnade Jesu Christi zu bringen, dann kann sie grundsätzlich nicht die Kirche Jesu Christi sein. Sie kommt stattdessen eher einer politischen Partei oder einer Weltverbesserungsorganisation gleich, die das Thema „Gott“ und „Übernatur“ weitestgehend bis komplett aus ihrer Agenda ausschließen!
Einer der Grundsätze Jesu lautet ja: „Was nützt es dem Menschen, dass er die ganze Welt gewinnt, aber dabei sein Leben verliert?“ (Mk 8,36.) Dies meint auch, dass sogar die einstige eventuelle Erreichung eines idealen sozial-wirtschaftlichen Zustandes hier auf Erden, nichts daran ändern wird, dass dem Menschen dann weiterhin das Entscheidende fehlen wird, nämlich die Erfüllung der uns allen innewohnenden Sehnsucht nach Mehr, als was diese irdische Welt uns überhaupt bieten kann – nach dem Ruhen des Herzens im höchsten Wert der Liebe Gottes in Jesus Christus!
Und erst das Grund-Legen und die schrittweise Zunahme des betreffenden Reiches Gottes in uns können den Menschen seine wahre Berufung finden lassen – die lebensmäßig-ganzheitliche Partizipation am heiligen Willen Gottes und somit am absoluten sittlichen Wert, wie er uns in Jesus Christus und Seinem Erlösungswerk praktisch-anschaulich offenbart worden ist! „Wandelt in der Liebe, wie auch Christus euch geliebt und sich für uns als Opfergabe hingegeben hat, Gott zum lieblichen Wohlgeruch“ (Eph 5,2).
Somit erfolgt gerade auch die Konstitution des Reiches Gottes (in uns) auf die betreffende Weise: „Das ewige Leben besteht aber darin, dass sie Dich erkennen, den allein wahren Gott, und den Du gesandt hast, Jesus Christus“ (Joh 17,3). „Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott, und er bleibt in Gott. Wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und an sie geglaubt. Gott ist die Liebe. Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm.“ (1 Joh 4,15f.)

P. Eugen Rissling

 

 

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